Vespertilio murinus
Lebensraumnutzung
Quartiere
Sommerquartiere in Zwischendächern, Fassadenspalten, Kaminen, Fledermaus-Flachkästen oder hinter Wandverschalungen. Seltener auch in Baumhöhlen. Quartiere meist hoch über dem Boden und mit hindernisfreiem Anflug. Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten bilden auch Männchen Kolonien. Wochenstuben wie auch Männchenkolonien können mehrere 100 Tiere umfassen. Über Winterquartiere ist nur wenig bekannt, diese dürften sich aber hauptsächlich an Gebäuden (siehe Sommerquartiere) und in Felsspalten finden.
Jagdlebensräume
Jagdaktivität beeinflusst durch das Vorhandensein schwärmender Beuteinsekten wie Mücken, Köcher- und Eintagsfliegen. Jagdgebiete entsprechend oft über naturnahen, produktiven Gewässern. Jagt vornehmlich im freien Luftraum in bis über 40 m Höhe. Grössenordnung Jagdgebiete: 1000-10‘000 ha. Jagdgebiete können mehr als 15 km vom Quartier entfernt sein.
Flugkorridore
Aufgrund der schnellen Fortbewegungsweise im offenen Luftraum kaum auf Flugkorridore im engeren Sinne angewiesen. Weil die Art gebietsweise Migrationsverhalten zeigt, sind jedoch überregionale Migrationskorridore von grosser Bedeutung.
Distanzen zwischen Sommer- und Winterquartier können je nach Population bis über 800 km betragen.
Verbreitung
Lückige Verbreitung in der ganzen Schweiz, südlich der Alpen selten. Die wenigen Wochenstuben vor allem an grösseren Gewässern der Tieflagen, Männchenkolonien bis auf über 1000 m.ü.M.
Gefährdung
- Verlust von Gebäudequartieren durch unbegleitete Sanierungen: Renovationen, energetische Optimierung der Gebäudehülle, Verschluss der Zugänge, Umnutzungen, Einsatz giftiger Holzschutzmittel
- Rückgang des Nahrungsangebots durch flächige Mückenbekämpfungsmassnahmen an Gewässern (z.B. Bti-Toxin)
- Kollisionen mit Windenergieanlagen
- Stark erhöhte Mortalität durch Hauskatzen
Massnahmen
Schutz- und Fördermassnahmen angezeigt. Bedingt conservation dependent. Monitoring bekannter Wochenstuben, Erarbeitung von kantonalen Aktionsplänen und Schliessung von Wissenslücken, insbesondere bezüglich Raumnutzung der Kolonien. Bei allen Massnahmen Einbezug der Regionalen Koordinationsstelle Fledermausschutz.
Quartiere
Schutz bestehender Wochenstuben und Männchenquartiere an Gebäuden stärken (raumplanerische Verankerung). Sicherung der Quartiere und ihrer Anflugschneisen gegen Hauskatzen.
Jagdlebensräume
Reduktion des Pestizideinsatzes an Gewässern (z.B. Bti-Toxin), in Privathaushalten und der Landwirtschaft. Revitalisierung oder Renaturierung der Uferzonen grösserer stehender und langsam fliessender Gewässer. Berücksichtigung der Art bei der Planung und Umsetzung von Windenergieprojekten.
Flugkorridore
Schutz von Migrationskorridoren auf überregionaler (internationaler) Ebene. Berücksichtigung dieser Korridore bei Windenergievorhaben.