Fransenfledermaus

Myotis nattereri

Französisch
Murin de Natterer
Italienisch
Vespertilio di Natterer
Romanisch
Vespertil da Natterer
Englisch
Natterer's bat
Gewicht
4.5- 12.5 g
Flügelspannweite
25 - 30 cm
Dokumentiertes Höchstalter
17 Jahre
potenziell gefährdet (NT)
sehr hohe Priorität (1)

Bericht über eine Wochenstubensuche hier.

Wochenstube in einem Fledermauskasten
Foto: Wolf-Dieter Burkhard
Quartier- und Jagdlebensraum
Foto: Adrian Grycuk (CC BY-SA 3.0 PL)

Lebensraumnutzung

Quartiere

Auch wenn sich die meisten bekannten Kolonien in Fledermaus- und Vogelnistkästen sowie in engen Spalten an Gebäuden und Brücken befinden, bewohnt die Art vornehmlich Baumhöhlen unterschiedlichster Art (Fäulnishöhlen, Spechthöhlen, Zwiesel, Stammrisse). Das wahrscheinlich verzerrte Bild dürfte daher stammen, dass Baumhöhlenquartiere deutlich schwieriger nachzuweisen sind. Bildet Wochenstubenkolonien von 10-50 Weibchen. Quartiere werden regelmässig gewechselt, manchmal alle 2 Tage. Winterschlaf vor allem in unterirdischen Höhlen und Stollen.

Jagdlebensräume

Jagt vor allem in Wäldern unterschiedlichster Struktur und Artzusammensetzung aber auch in halboffenen Lebensräumen, vom Flachland bis jenseits der Baumgrenze. Kann auch in Viehställen nach Nahrung suchen. Grössenordnung Jagdgebiete: 1-10 ha. Jagdgebiete meist weniger als 4 km vom Quartier entfernt.

Flugkorridore

Vor allem in Gebieten mit erhöhter Lichtverschmutzung stark strukturgebundene Art. Fliegt dann auf Transitflügen meist entlang von nachtdunklen Waldrändern, Hecken, Gewässern sowie Dunkelkorridoren im Siedlungsraum. Distanzen zwischen Sommer- und Winterquartier betragen meist weniger als 100 km.

Verbreitungskarte Fransenfledermaus Stand 2023
Foto: info fauna - CCO/KOF, swisstopo
Beobachtungen bei denen nicht unterschieden wurde, um welche der beiden kyptischen Arten (Fransenfledermaus oder Kryptische Fledermaus) es sich handelt.
Foto: info fauna - CCO/KOF, swisstopo
Verbreitungskarte bei der genetisch eindeutig die kryptische Schwesterart Kryptische Fledermaus nachgewiesen wurde. Stand 2023
Foto: info fauna - CCO/KOF, swisstopo
Bedrohung: Höhlentourismus während des Winterschlafs
Foto: Elias Bader

Verbreitung

In der ganzen Schweiz, vom Flachland bis ins Hochgebirge, jedoch nirgends häufig. Wochenstuben bis auf 1560 m.ü.M. (GR), höchster akustischer Nachweis auf über 3000 m.ü.M (VS).

Gefährdung

  • Verlust von Gebäudequartieren durch unbegleitete Sanierungen: Renovationen, energetische Optimierung der Gebäudehülle, Verschluss der Zugänge, Umnutzungen, Einsatz giftiger Holzschutzmittel
  • Lebensraumverlust durch übermässige Waldverjüngung (fehlendes Altholz)
  • Energieverlust wegen Störungen durch Höhlentourismus während des Winterschlafs
  • Lebensraumverlust/-fragmentierung durch Licht- und Lärmverschmutzung (Quartiere, Jagdlebensräume, Flugkorridore)

Massnahmen

Schutz- und Fördermassnahmen sinnvoll. Bedingt conservation dependent. Monitoring bekannter Wochenstuben, Winter- und Schwärmquartiere, Erarbeitung von kantonalen Aktionsplänen und Schliessung von Wissenslücken, insbesondere bezüglich Unterschieden in Verbreitung und Ökologie der beiden Arten. Bei allen Massnahmen Einbezug der Regionalen Koordinationsstelle Fledermausschutz.

Quartiere

Schutz bestehender Wochenstuben an Gebäuden stärken (raumplanerische Verankerung). Einbezug der näheren Quartierumgebung, insbesondere hinsichtlich Lichtverschmutzung. Verzicht auf Fassadenbeleuchtungen an Quartiergebäuden im Sommerhalbjahr. Schutz und Förderung von Höhlenbäumen und Laubbäumen mit DBH >50 cm. Schutz von bekannten Winterquartieren in Höhlen mittels Zutrittsbeschränkungen im Winterhalbjahr.

Jagdlebensräume

Schutz und Förderung mosaikartiger Kulturlandschaften und verzahnter Waldränder. Reduktion der Lichtverschmutzung in Waldnähe. Verzicht auf Pestizideinsatz in der Forstwirtschaft.

Flugkorridore

Erfassung, raumplanerische Verankerung sowie konsequenter Schutz von nachtdunklen Flugkorridoren zwischen (Gebäude-)Quartieren und Jagdlebensräumen. Überprüfung und wo nötig Optimierung von Beleuchtungsregimes und Strukturkorridoren in Quartiernähe. Synergien mit anderen Zielarten zur Etablierung einer ökologischen Infrastruktur durch den Siedlungsraum (insbesondere Dunkelkorridore).