Brandtfledermaus

Myotis brandtii

Französisch
Murin de Brandt
Italienisch
Vespertilio di Brandt
Romanisch
Vespertil da Brandt
Englisch
Brandt's bat
Gewicht
4.5 - 10 g
Flügelspannweite
19 - 26 cm
Dokumentiertes Höchstalter
42 Jahre
verletzlich (VU)
sehr hohe Priorität (1)
Baumhöhlenquartier
Foto: bishib70/flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0)
Jagdlebensraum: Auenwald
Foto: Elias Bader

Lebensraumnutzung

Quartiere

Quartiere vorwiegend in Baumhöhlen, aber auch hinter abstehender Borke. Zudem hinter Wandverschalungen, in Zwischendächern und Dachstöcken waldnaher Gebäude. Winterschlaf vor allem in unterirdischen Höhlen und Stollen.

Jagdlebensräume

Stark wald- und gewässergebundene Art. Jagt bevorzugt in Auenwäldern, aber auch in anderen Waldtypen, zudem in Feuchtgebieten und Mooren. Grössenordnung Jagdgebiete: 1-10 ha. Jagdgebiete bis zu 10 km vom Quartier entfernt.

Flugkorridore

Vor allem in Gebieten mit erhöhter Lichtverschmutzung stark strukturgebundene Art. Fliegt dann auf Transitflügen meist entlang von Waldrändern, Hecken, Gewässern oder Dunkelkorridoren im Siedlungsraum. Distanzen zwischen Sommer- und Winterquartier betragen meist weniger als 40 km.

Verbreitungskarte Stand 2023
Foto: info fauna - CCO/KOF, swisstopo
Bedrohung: Unbegleitete Sanierung von Quartiergebäuden

Foto: Stiftung Fledermausschutz

Verbreitung

In der Schweiz sehr lückige Verbreitung und nur drei bekannte (Gebäude-)Wochenstuben. Vor allem in den höheren Lagen des Juras und der Voralpen. Grossteil der Nachweise von Schwärmquartieren. Häufigkeit und Verbreitung aufgrund der stark waldgebundenen Lebensweise möglicherweise unterschätzt.

Gefährdung

  • Quartierverlust durch unbegleitete Gebäudesanierungen (Renovationen, Sanierungen zur energetischen Optimierung der Gebäudehülle, Verschluss der Zugänge, Umnutzungen, Einsatz giftiger Holzschutzmittel)
  • Quartierverlust durch Fällen von Höhlenbäumen, systematische Entnahme von Käferholz, zu starker Waldverjüngung und zu kurzer Umtriebszeit im Waldbau
  • Energieverlust wegen Störungen durch Höhlentourismus während des Winterschlafs
  • Lebensraumverlust/-fragmentierung durch Licht- und Lärmverschmutzung (Quartiere, Jagdlebensräume, Flugkorridore)
  • Verlust von Jagdlebensräumen im Wald: starker Rückgang von Hallenwäldern wegen veränderter Wachstumsbedingungen (verdichtete Böden, trockenheisse Sommer, erhöhte N-Konzentration) und Forstpraktiken, Verschwinden von Gewässern im Wald (Drainagen, aber auch kilmabedingt)

Massnahmen

Bedingt conservation dependent. Schutz- und Fördermassnahmen angezeigt. Monitoring bekannter Wochenstuben, Winter- und Schwärmquartiere, Erarbeitung von kantonalen Aktionsplänen und Schliessung von Wissenslücken. Bei allen Massnahmen an Quartiergebäuden Einbezug der Regionalen Koordinationsstelle Fledermausschutz zwingend, bei Massnahmen in anderen Lebensräumen empfohlen.

Quartiere

Schutz bekannter Gebäudewochenstuben stärken (raumplanerische Verankerung). Einbezug der näheren Quartierumgebung, insb. hinsichtlich Lichtverschmutzung. Verzicht auf Fassadenbeleuchtungen an Quartiergebäuden im Sommerhalbjahr. Schutz von bekannten Winterquartieren in Höhlen mittels Zutrittsbeschränkungen. Stehenlassen von Alt- und Totholz im Wald, insbesondere Specht- und Käferbäume. Erhöhung der Umtriebszeit und Schonung der dicksten Bäume.

Jagdlebensräume

Förderung von Auenwäldern, Klein- und Kleinstgewässern im Wald sowie der Vernässung von Waldböden. Förderung von Hecken und Feldgehölzen in Gewässernähe.

Flugkorridore

Erfassung, Schutz und raumplanerische Verankerung sowie konsequenter Schutz von nachtdunklen Flugkorridoren zwischen Gebäudequartieren und Jagdlebensräumen. Überprüfung und wo nötig Optimierung des Beleuchtungsregimes und der Strukturkorridore in Quartiernähe. Synergien mit anderen Zielarten zur Etablierung einer Ökologischen Infrastruktur durch den Siedlungsraum (insbesondere Dunkelkorridore).Verbesserung der strukturellen Vernetzung der Landschaft mittels Hecken, Feldgehölzen und Alleen