Bechsteinfledermaus

Myotis bechsteinii

Französisch
Murin de Bechstein
Italienisch
Vespertilio di Bechstein
Romanisch
Vespertil da Bechstein
Englisch
Bechstein's bat
Gewicht
5.5 - 12 g
Flügelspannweite
25 - 29 cm
Dokumentiertes Höchstalter
21 Jahre
verletzlich (VU)
mässige Priorität (4)
Wochenstube in einem Fledermauskasten

Foto: Stiftung Fledermausschutz

Jagd-/Quartierlebensraum: Hallenwald mit freiem Bodenzugang

Foto: Stiftung Fledermausschutz

Lebensraumnutzung

Quartiere

m Sommer hauptsächlich in Baumhöhlen, insbesondere Spechthöhlen in Bäumen mit >50 cm Brusthöhendurchmesser (BHD). Aber auch in Fledermaus- und Vogelnistkästen. Wochenstubenkolonien eher klein, maximal einige Dutzend Tiere. Regelmässiger Quartierwechsel in Quartierverbunden von bis zu 50 nahe beieinander liegenden Baumhöhlen. Grössenordnung Quartierlebensräume: 10-100 ha. Winterschlaf vor allem in Höhlen und Stollen.

Jagdlebensräume

Nahrungssuche ausschliesslich im Wald und in waldähnlichen Strukturen wie grossen, alten Parks, Hochstammobstgärten etc. Bevorzugt Wälder mit ausreichend Flugraum, z.B. Hallenwälder oder Altholzbestände (insbesondere Eichen) mit Holzvorräten von >400m3 / ha. Jagdgebiete meist nur wenige 100 m vom Quartier entfernt, in seltenen Fällen (bei suboptimaler Quartierumgebung) aber bis zu 8 km. Grössenordnung Jagdgebiete: 10-100 ha.

Flugkorridore

Nur selten ausserhalb des Waldes anzutreffen, weshalb Flugkorridore im eigentlichen Sinne von untergeordneter Bedeutung sind. Aufgrund der stark strukturgebundenen Flugweise der Art kommt der Konnektivität einzelner Waldlebensräume jedoch eine grosse Bedeutung zu. Distanzen zwischen Sommer- und Winterquartier meist nur wenige Kilometer.

Verbreitungskarte Stand 2023
Foto: info fauna - CCO/KOF, swisstopo
Unbedingt schonenswerte Eiche am Waldrand
Foto: Elias Bader

Verbreitung

Die spärlichen Nachweise deuten auf eine lückige Verbreitung in den tieferen Lagen der Schweiz hin. Weniger als 300 aktuelle Nachweise, davon nur rund 3 Dutzend Wochenstubenkolonien. Diese stehen zahlreichen Nachweisen an Schwärmquartieren gegenüber, was eine Interpretation erschwert.

Gefährdung

  • Quartierverlust durch Entnahme alter Eichen und Buchen, zu kurzer Umtriebszeit, übermässiger Verjüngung sowie Einwachsen noch vorhandenen Altholzes aufgrund verstärkten Lichteinfalls.
  • Lebensraumverlust durch übermässige Waldverjüngung (dichte Jungwuchsflächen, fehlendes Altholz)
  • Lebensraumfragmentierung durch beleuchtete Infrastrukturbauten (Strassen, Bahnlinien) im Wald
  • Energieverlust wegen Störungen durch Höhlentourismus während des Winterschlafs

Massnahmen

Bedingt conservation dependent. Schutz- und Fördermassnahmen im Wald notwendig: Monitoring bekannter Wochenstuben, Winter- und Schwärmquartiere, Erarbeitung von kantonalen Aktionsplänen und Schliessung von Wissenslücken. Förderung von Eichenwäldern. Einbezug der Regionalen Koordinationsstelle Fledermausschutz in die Forstpraxis auf Kantons-/Forstkreisniveau empfohlen.

Quartiere

Schutz und Förderung von Höhlenbäumen durch angepasste Waldbewirtschaftung. Ziel: mindestens 10, besser 20 Höhlenbäume pro Hektar Wald. Schonung alter Buchen und Eichen ab 50 cm BHD. Verhinderung des Einwachsens von Höhlenbäumen. Schutz bekannter Winterquartiere in Höhlen mittels Zutrittsbeschränkungen.

Jagdlebensräume

Schutz und Förderung von Wäldern mit ausreichend freiem Flugraum, insbesondere Hallenwälder. Einerseits über Schonung entsprechender Baumbestände, andererseits über gezielte Pflegeeingriffe (Entfernung von Jungholz, Stossbeweidung nach Laubaustrieb etc.). Mittelfristig grossflächigere Ausrichtung der Forstwirtschaft in Zielgebieten. Erhöhung der Umtriebszeit und Schonung der dicksten Bäume ab 50 cm BHD.

Flugkorridore

Vermeidung von beleuchteten Strassen, Wegen und Bahnlinien im Wald. Sicherstellung der Passierbarkeit bereits bestehender solcher Strukturen mittels überhängender Bäume, Grünbrücken oder Unterführungen. Für den Bau von Querungshilfen Beizug von Fledermausschutz-Fachpersonen zwingend.