Gedeckter Tisch für Fledermäuse: Viehställe als wichtiger Jagdlebensraum

Dass Fledermäuse Ställe zur Insektenjagd aufsuchen, ist schon lange bekannt. Bisher wurden vor allem Wimperfledermäuse (Myotis emarginatus) und Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) und Langohren (Plecotus sp.) regelmässig bei der Nahrungsaufnahme in Viehställen beobachtet.

Nun konnten in einer Studie, welche in Bayern (D) in 110 Ställen durchgeführt wurde, zusätzlich mindestens 7 weitere Fledermausarten nachgewiesen werden, welche Viehställe als Jagdgebiete nutzen. Dabei war die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) erstaunlicherweise die häufigste Art, die hier Jagd auf Insekten machte. Bisher waren Beobachtungen bei dieser Art selten. Ebenfalls häufig nachgewiesen wurden Bart-/ Brandtfledermäuse (Myotis mystacinus /brandtii) und Fransenfledermäuse (M. nattereri). Wimperfledermäuse (M. emarginatus) wurden in 23 aller 97 Ställe mit Fledermausnachweisen festgestellt. Zu den Arten, die bei dieser Untersuchung ebenfalls in den Ställen festgestellt wurden, zählten aber auch weitere Arten: Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), Rauhautfledermaus (P. nathusii), Langohren (Plecotus sp.) und Mopsfledermaus (Barbastalla barbastellus).

Die Flugaktivität der Fledermäuse, die in vielen Ställen über mehrere Stunden festgestellt werden konnte, weist auf deren Bedeutung als Nahrungsquelle hin. Eine intensive Jagdaktivität wurde bei allen Arten während Regennächten registriert – diese war höher als in Nächten ohne Regen. Vor Wettereinflüssen geschützte Viehställe stellen also gleich in doppelter Hinsicht gedeckte Tische für Fledermäuse dar.

Weitere Ergebnisse der Studie zeigen, dass die auf Fliegen spezialisierten Wimper- und Fransenfledermäuse häufiger in alten, eher niedrigen und wenig durchlüfteten und damit fliegenreichen Ställen nachgewiesen wurden, während Zwerg- und Mückenfledermäuse bevorzugt in modernen Offenställen mit guter Durchlüftung jagten.

Hinsichtlich der Bewirtschaftung konnten keine Unterschiede zwischen konventionell und ökologisch betriebenen Ställen festgestellt werden.

Die Untersuchung in Bayern zeigt, dass Ställe, insbesondere solche mit Rinderhaltung, von einem breiten Artenspektrum häufig als Jagdgebiete aufgesucht werden. Für Fledermäuse kommt solchen Viehbetrieben deshalb eine grosse Bedeutung zu.

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die in Viehställen oftmals eingesetzten Klebefliegenfänger eine grosse Gefahr für Fledermäuse darstellen. Beim Versuch die an den Klebestreifen festsitzenden Insekten abzulesen, bleiben Fledermäuse selbst kleben und können qualvoll sterben.

Link zur Studie: https://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an44103zahn_et_al_2022_jagdhabitate_fledermaeuse.pdf