Ende Juni wurde in einem Brückenspalt im Tessin eine Wochenstube des Grossen Abendseglers (Nyctalus noctula) entdeckt. Es handelt sich erst um den 2. Nachweis in der Schweiz.
von Marzia Mattei, Kantonale Fledermausschutz-Beauftragte TI
Zwei lange Spalten einer Brücke über den Ticino beherbergen das ganze Jahr über mehrere hundert Fledermäuse verschiedener Fledermausarten, darunter Wasserfledermäuse, Grosse Mausohren, Bartfledermäuse sowie Kleine und Grosse Abendsegler. Abendsegler gehören zu den wenigen ziehenden einheimischen Fledermausarten. Sie verbringen den Sommer grösstenteils in Nordosteuropa, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen. Ab August kehren sie für Balz, Paarung und Winterschlaf in die Schweiz zurück, bevor sie im Frühjahr wieder nach Nordosten ziehen.
Ganz selten werden aber vom Grossen Abendsegler auch in Mitteleuropa Wochenstuben – Orte, wo Trächtigkeit, Geburt und Jungenaufzucht stattfinden – nachgewiesen. Eine solche Wochenstube wurde vor ein paar Jahren erstmalig auch in der Schweiz gefunden. Diese Tiere ziehen also offenbar nicht. Nun konnte im Tessin ein zweiter Nachweis einer Wochenstube des Grossen Abendseglers erbracht werden bestehend aus 36 Alttieren und mindestens 8 Jungtieren.
Ob es sich bei dem neuen Nachweis um eine Folge der Klimaerwärmung handelt, bestimmte Tiere also nicht mehr ziehen, oder um ein älteres Phänomen, das erst jetzt entdeckt wurde, kann mangels Wissenslücken nicht beurteilt werden.
Wir freuen uns über den sensationellen Nachweis!
