Meiden Fledermäuse Windenergieanlagen?

Fledermäuse können in der Dunkelheit mit ihrem Echoorientierungssystem die schnell drehenden Rotoren von Windenergieanlagen nicht rechtzeitig erkennen und so erschlagen werden. Das Rezept, das Totschlagrisiko durch die drehenden Rotoren zu reduzieren, ist grundsätzlich simpel und von Windenergieplaner*innen breit akzeptiert: Anlage abschalten, wenn Fledermäuse fliegen. Die Herausforderung in der Praxis besteht heute vor allem darin herauszufinden, wann, wie viele Fledermäuse fliegen.

Kürzlich liessen jedoch zwei neue Forschungsarbeiten aufhorchen: Bestimmte Fledermausarten sollen den Raum um Windenergieanlagen grossräumig meiden, was bisher unbekannt war. Dies hätte zur Folge, dass diese Arten zwar weniger von Totschlag betroffen sind, jedoch ihren Lebensraum verlieren, da sie vertrieben werden. Dieser Effekt war in einer Distanz bis 800 m und mehr rund um die Rotoren feststellbar.

Davon betroffen sind vor allem Fledermausarten, welche ihre Beute durch passives Hören orten. Die Insekten machen durch ihre eigenen Krabbelgeräusche auf sich aufmerksam und verraten dadurch ihren Standort. Daraufhin werden sie von den Fledermäusen vom Untergrund abgelesen und gefressen. Eventuell können diese Fledermausarten die Krabbelgeräusche nicht mehr hören, wenn die Windenergieanlage Lärm erzeugt. Ein ebensolcher Einfluss wurde bereits durch Strassenlärm nachgewiesen.

Arten aus der Gattung Myotis, wie die Bechsteinfledermaus, die im Sommerhalbjahr nur auf wenigen Hektaren jagen, könnten ihren Lebensraum somit vollständig verlieren. Bechsteinfledermäuse sind selten und bedroht. Es werden deshalb in mehreren Kantonen Schutz- und Förderprogramme für diese Art durchgeführt. Nebst diesen passiv ortenden Arten, sogenannten «Gleanern», sind auch Arten wie die Nordfledermaus betroffen, welche ihre Beute im Flug erjagen.

Zu diesem Thema sind zwingend weitere Untersuchungen erforderlich: Denn andere Forschungsgruppen kommen zum Schluss, dass Bechsteinfledermäuse vom Lärm der Rotoren kaum betroffen sind. Dies könnte unter Umständen daran liegen, dass der erzeugte Lärm je nach Rotor unterschiedlich ist.

Aus Sicht des Fledermausschutzes sollen Windparkprojekte an Standorten mit Fledermaus-Vorkommen grundsätzlich genau untersucht werden, damit sie mit bestehenden Förderprogrammen abgestimmt werden können und keine Schutzbestrebungen verhindern.

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