Kuscheln um Energie zu sparen?

Der Bundesrat empfiehlt angesichts einer eventuell anstehenden Energiemangellage im Winter 2022/2023 unter anderem Kuscheln, um Energie zu sparen. Doch bringt das überhaupt etwas? Unsere Fledermäuse geben Antwort.

Fledermausweibchen schliessen sich im Sommerhalbjahr oft zu Kolonien zusammen. In diesen Quartieren finden Trächtigkeit, Geburt und Jungenaufzucht statt. Meist hängen die Tiere eng aneinander gekuschelt in einem dichten Pulk. Der Verdacht liegt nahe, dass sie nicht (nur) aus reiner Nächstenliebe kuscheln, sondern um sich gegenseitig warm zu geben. Tatsächlich haben Forschende bereits im 20. Jahrhundert herausgefunden, dass Fledermäuse dadurch mehr als einen Drittel Energie sparen können, die sie sonst zur Aufrechterhaltung ihrer Körpertemperatur aufwenden müssten. Kuscheln bringt also tatsächlich etwas, auch wenn der Energiespareffekt bei uns Menschen wegen unserer Grösse etwas kleiner ist. Fledermäuse haben als kleine Tiere im Verhältnis zu ihrem Körpervolumen nämlich eine riesige Körperoberfläche und verlieren über diese deshalb mehr Energie als grössere Tiere.

Unsere Fledermäuse lehren uns aber noch mehr: Deutlich effizienter als Kuscheln wäre nämlich ein Winterschlaf. Dabei wird die Körpertemperatur auf die Umgebungstemperatur abgesenkt. Der Energieverbrauch ist je nach Umgebungstemperatur bis zu 400 mal geringer als im Wachzustand. Leider fehlt uns Menschen diese Fähigkeit und wir müssen uns aufs Kuscheln beschränken.

 

Quellen:

Neuweiler G. 1993: Biologie der Fledermäuse. Thieme Verlag. 350 S.

Thomas D.W., Dorais M. Bergeron J.-M. 1990: Winter energy budgets and cost of arousal for hibernating Little Brown Bat Myotis lucifugus. Journal of Mammalogy 41(2): 475-479.