Wo fliegst Du lang?

Flugkorridore sind mehr oder weniger zusammenhängende, nachtdunkle Strukturen, welche das feindsichere Tagesschlafversteck mit dem Jagdlebensraum der Fledermaus verbindet. Im weitesten Sinne sind sie vergleichbar mit unseren Pendelstrecken. Diesen Flugkorridoren kommt eine wichtige Bedeutung im Fledermausschutz zu. Denn wenn der Weg zu lang, beschwerlich oder zu gefährlich ist, werden Wohnort (Fledermausquartier) und/oder Jagdgebiet aufgegeben.

Durch das Ausräumen der Landschaft (entfernen von Hecken und Einzelbäumen) sowie der zunehmenden Lichtverschmutzung verschwinden immer mehr Flugkorridore. Um Flugkorridore jedoch schützen zu können, muss man diese zumindest rudimentär kennen.

Um Flugkorridore im Feld ausfindig zu machen sind meist mehrere Personen über einen längeren Zeitraum im Einsatz und arbeiten sich Abenddämmerung für Abenddämmerung langsam bzw. abschnittweise den Strukturen entlang, bis sie die flinken Luftakrobatinnen wieder aus den Augen und dem Detektorfeld verlieren.

In unserem aktuellen Projekt haben wir zusammen mit Partnern von SWILD und der WSL anhand von GIS-Daten potentielle Flugkorridore von 238 Fledermausquartieren berechnet. Die etwas schwer lesbaren Stromflussmodelle (zeigt anhand der Geländerauheit an, wo mit welcher Wahrscheinlichkeit Flugbewegungen erwartet werden) wurden anschliessend in zusammenhängende Korridore übersetzt und von den Kantonalen Fledermausschutz-Beauftragten anhand ihres lokalen Fledermauswissens validiert.

Das Ergebnis ist seit Anfang September im Virtuellen Datencenter (u.a. zentrales Arbeitsinstrument für die Kantonalen Naturschutzfachstellen) aufgeschaltet und stehen so unter anderem den Kantonen bei der Ausscheidung von Schutzflächen zur Verfügung. Idealerweise werden die Flugkorridore wo nötig im Feld verifiziert und anschliessend in den regionalen Richtplänen verankert, damit der nachhaltige Erhalt der «Fledermaus-Pendelstrecken» sichergestellt ist.