Was Fledermäuse mit unserer Nahrung zu tun haben

Unsere 30 einheimischen Fledermausarten ernähren sich alle überwiegend von Insekten. Dabei jagen sie sogenannt opportunistisch. Das heisst, sie jagen jene Insekten, die gerade in grösserer Zahl vorhanden sind - sofern diese ins Maul passen. Je nach Jagdstrategie wird dabei zwar eine Insektengruppe wie zum Beispiel die Nachtfalter bevorzugt, allerdings umfassen die Nachtfalter allein in der Schweiz rund 3200 verschiedene Arten.

Temporäres Massenauftreten einer Insektenart ist daher ein Schutz dieser Insekten vor Fressfeinden wie den Fledermäusen, die dann überwiegend diese Insekten jagen, aber bei weitem nicht alle Individuen erbeuten können.
Trifft nun dieses Massenauftreten auf ein optimales Nahrungsangebot wie zum Beispiel auf ein landwirtschaftliches Feld mit Futterpflanzen, werden diese Insekten zu Schadinsekten.

In kurzer Zeit können sie, bzw. ihre Nachkommen teilweise enormen Schaden an den Erntepflanzen verursachen. Diesem Befall wird ab einem gewissen Ausmass mit Pestiziden entgegengewirkt. Teilweise muss pro Feld mehrfach gespritzt werden. Diese Pestizide wirken aber nicht nur auf die gewünschten Schadinsekten. Rückstände können auch unter anderem ins Grundwasser sowie die Nahrungskette (siehe auch hier) gelangen.


Sind in unmittelbarer Nähe ausreichend grosse Fledermauspopulationen vorhanden, können diese den dämmerungsaktiven Schadinsekten entgegenwirken, sodass die Anzahl an Pestizidaustragungen reduziert oder gar ganz eingespart werden kann. Umgekehrt führen reduzierte Fledermausbestände zu grösseren Schadinsektbeständen!

 

Puffer für die Auswirkungen der Klimaerwärmung

Durch das sich verändernde Klima dehnen diverse Tier- und Planzenarten ihr Verbreitungsgebiet immer mehr richtung Norden aus. Auf diese Weise wanderten bereits auch Schädlingsinsekten wie z. B. der Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) in die Schweiz ein (siehe auch hier), die hier auf teilweise bereits durch das sich ändernde Klima geschwächte Futterpflanzen treffen. Dank der relativ unwählerischen Nahrungspräferenz  werden auch diese Neuankömmlinge von unseren Fledermäusen erjagt und der Befall durch sie bzw. ihre Larven minimiert.

Damit Fledermäuse uns diese Ökosystemleistung erbringen können, benötigen diese aber ausreichend Lebensraum in genügender Qualität – sprich ein Angebot an Tagesschlafverstecken sowie möglichst nachtdunkle Flugkorridore in die Jagdgebiete.

 

Zum Thema bisher veröffentlichte Newsticker:

Fledermäuse jagen Schadinsekten

Des Försters kleine Helfer: Wie Fledermäuse unsere Wälder schützen (10.7.2024)
Weniger Fledermäuse, weniger Reis (4.5.2023)
Kleine Hufeisennasen erbeuten Schadinsekten (11.8.2022)
29 verschiedene Pestizide in deutschen Fledermäusen nachgewiesen (21.7.2022)
Wie Windenergieanlagen natürliche Nahrungsnetzte zerstören können (8.6.2022)