Das Grosse Mausohr kommt in seinen bevorzugten Jagdlebensräumen im Wald zunehmend unter Druck. Veränderungen in der Waldstruktur machen immer mehr Wälder für diese Fledermausart unbenutzbar. Diese Einschätzung teilen Expert*innen schon länger. Nun ist es im Rahmen einer Studie gelungen, diese Veränderungen anhand eines Beispiels aus der Ostschweiz quantitativ zu erfassen.
In den 1990er Jahren telemetrierte René Güttinger Mausohren im Kanton St. Gallen und spürte so zahlreiche Jagdgebiete der Art im Wald auf. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Fledermausschutz und mit grosszügiger Unterstützung durch das Bafu kontrollierte er 2019 wiederum dieselben Waldstücke. Es zeigte sich, dass rund die Hälfte der damals vorhandenen Jagdlebensräume mittlerweile nicht mehr existieren. Gründe dafür dürften eine veränderte Bewirtschaftung ebenso wie Stickstoffüberdüngung aus der Landwirtschaft und der Klimawandel sein – alle diese Faktoren führen zu lichteren Kronendächern und mehr Bodenbewuchs im Wald. Mausohren brauchen aber freien Bodenzugang, um ausreichend Laufkäfer erbeuten zu können, ihre Leibspeise.
Sollte diese Veränderung so weitergehen – wovon auszugehen ist – dürften sich Mausohren bald einem akuten Jagdlebensraummangel gegenübersehen. Und dies in einer Zeit, in welcher bereits Lärm- und Lichtverschmutzung zahlreiche Tagesschlafverstecke, Flugkorridore und Jagdlebensräume immer unwirtlicher werden lassen.
Dass sich diese Entwicklung im Wald aber mit unmittelbarem und durchschlagenden Erfolg wieder umkehren lässt, konnte eine andere Studie zeigen. Dabei lassen sich sogar Synergien zwischen der Förderung verschiedener Tierarten nutzen. So wiesen für die Förderung von Waldlaubsängern optimierte Waldflächen (Entfernung des Jungwuchses auf jeweils 1 ha) eine durchschnittlich sechsmal höhere Mausohraktivität auf als angrenzende Kontrollflächen.
Diese beiden Studien zeigen, dass Artenförderungsprogramme für Fledermäuse auch im Wald nötig und dabei höchst erfolgsversprechend sind.
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