Er ist klein, braun und unscheinbar, doch wenn er auftaucht, geraten Förster*innen ins Schwitzen. Der Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) ist der bedeutendste Frassschädling an Kieferngewächsen im Mittelmeerraum. Er tritt jeweils in Massen auf und kann ganze Waldstücke entnadeln, wodurch sich das Wachstum der betroffenen Bäume verlangsamt und die Bäume kleinere Zapfen produzieren oder gar absterben.
In der Schweiz wurde der Nachtfalter bisher im Genfersee-Becken, Wallis und Tessin nachgewiesen, im Zuge der Klimaerwärmung dürfte er sich weiter Richtung Norden ausbreiten. Versuche, der Art mit Insektiziden Herr zu werden, wurden vielerorts wieder eingestellt – zu gross waren die Kollateralschäden für andere Insekten, den Menschen und die Biodiversität als Ganzes.
Auf der Suche nach alternativen Bekämpfungsmethoden hat nun ein internationales Forscher*innenteam in Portugal mittels genetischer Analyse von Fledermauskot untersucht, welche Rolle Fledermäuse bei der Bekämpfung des Pinien-Prozessionsspinners spielen. Ihre kürzlich im Fachjournal Science of the Total Environment erschienene Studie konnte aufzeigen, dass eine höhere Fledermaus-Artenvielfalt und -Individuendichte zu einer gesteigerten Prädation der Nachtfalter führte. Am häufigsten gefressen wurden die Motten von Wimperfledermäusen (Prozessionsspinner-DNA gefunden in 67 % der untersuchten Kotpellets der Art), Grauen Langohren (63 %), Weissrandfledermäusen (43 %), Braunen Langohren (25 %), Mittelmeer-Hufeisennasen (23 %), Grossen Hufeisennasen (17 %) und Kleinen Abendseglern (11 %). Ausser der Mittelmeer-Hufeisennase kommen alle diese Arten auch in der Schweiz vor, vier der sieben zählen gemäss Roter Liste in unserem Land zu den gefährdeten Arten.
Nur wenn wir diesen Arten langfristig ausreichend Lebensraum bieten und die Biodiversität als Ganzes stärken, können wir sicherstellen, dass unsere Fledermäuse auch weiterhin ihre Funktion als Schädlingsbekämpfer wahrnehmen können, uns dadurch ertragreiche Ernten ermöglichen und den Einsatz von giftigen Pestiziden in vielen Fällen unnötig machen. Auch wenn es sich beim vorgestellten Beispiel um einen Forstschädling handelt, dürfte sich die Situation 1:1 auf die Landwirtschaft übertragen lassen, wo ebenfalls in Massen auftretende Nachtfalter wie Wurzelbohrer oder Zünsler zu den grössten Schädlingen zählen.