Der Wasserhaushalt im Winterschlaf

Die Winterschlafquartiere von Fledermäusen (z.B. Höhlen, Stollen, Keller) zeichnen sich durch eine hohe Luftfeuchtigkeit aus, die optimalerweise zwischen 65-95% liegt. Nicht selten ist das Fell dicht von Tautropfen bedeckt. Beim  Ausatmen oder über die Haut verlieren die winterschlafenden Tiere permanent Wasser. Die hohe Luftfeuchtigkeit verzögert oder verhindert das Austrocknen der Tiere und speziell der Flughäute. Beobachtungen bei Mausohren haben gezeigt, dass v.a. in der zweiten Hälfte des Winters die Fledermäuse vom Höhleninnern in den Eingangsbereich der Höhle wechseln. Vermutlich können die Tiere im Eingangsbereich, wo wechselnde Temperaturen die Kondensation begünstigen, den Wasserverlust verringern, während das tiefe Höhleninnere unter Umständen zwar etwas trockener ist, dafür aber die Temperaturen ideal konstant tief sind für die Minimierung des Energieverbrauchs.

Grosser Wasserverlust führt dazu, dass die Tiere aus dem Winterschlaf aufwachen, ihre Körpertemperatur unter hohem Energieaufwand also kurzzeitig wieder auf Normaltemperatur hochfahren. Einmal aufgewacht, machen sich Fledermäuse auf die Suche nach Wasser. Manchmal kann es dabei ausreichen, sich allfällige Tautropfen vom Fell zu lecken, um den Durst zu löschen. Oft ist jedoch ein Verlassen des Winterschlafquartiers notwendig. Zugeschneite Höhleneingänge oder Temperaturen unter Null Grad können den Flug zu einer Wasserquelle im Freien verhindern oder erschweren, weshalb Fledermäuse dann innerhalb ihres Winterschlafquartiers nach Wasser suchen müssen. Kleine Wasserlachen oder tropfende Höhlendecken erlauben es den Tieren, ihren Durst zu stillen und gleichzeitig auch wichtige Mineralien für den Elektrolythaushalt aufzunehmen. 

Das periodische Aufwachen aus dem Winterschlaf kostet sehr viel Energie, welche einer Fledermaus aber nur begrenzt in Form von Fettereserven zur Verfügung steht. Ein Winterschlafquartier mit möglichst hoher Luftfeuchtigkeit kann die Anzahl der Aufwachvorgänge verringern und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit im Winterschlaf erhöhen.